Nach 22 Reisemonaten in Südamerika nehmen auch wir uns mal Zeit, auch wir machen wieder mal Urlaub.

Früher sind wir von Österreich, von zu Hause, irgendwohin in die weite Welt auf Urlaub geflogen.

Jetzt fliegen wir von der weiten Welt nach Österreich, nach Hause auf Urlaub.

Wo verbringen wir nun unseren Urlaub, irgendwo auf der weiten Welt, zu Hause in Österreich?

Wann haben wir nun Urlaub, immer? Irgendwie schon und irgendwie schön.

Von Südamerika, Buenos Aires,

geht es am 25. Juni mit Lufthansa 12000 Kilometer nonstop nach Europa, Lufthansa fährt ein schweres Geschütz auf, eine Boing 747-400,

mit 900-1000 km/h geht es direkt nach Frankfurt.

Nach dem Aussteigen unser erster Schock am Flughafen, ein Gepäckstück fehlt, Verlustanzeige.

Von Deutschland, Frankfurt, geht es mit 100-200km/h mit dem Zug Richtung Linz.

Greti findet im Zugabteil eine Eurocentmünze, in Deutschland liegt das Geld buchstäblich auf der Straße,

man darf nur nicht zu faul sein um es aufzuheben.

Mit dem Intercity von Deutschland nach Österreich, ungewohnt für unsere Augen ist die Landschaft die an den Zugfenstern vorbeigleitet. Im Gegensatz zu Südamerika ist hier eine andere Welt, hier ist alles so gepflegt, hier ist alles so aufgeräumt.

Nirgends fliegt Müll durch die Gegend,

nirgends stehen armselige Behausungen,

nirgends stehen bettelnde Menschen und herumlungernde Jugendliche,

nirgends sind die Fenster mit schweren Eisengittern verbarrikadiert,

nirgends stehen Sicherheitswachebeamte an den Geschäftseingängen,

nirgends laufen Rinder, Pferde und Schafe durch die Orte,

nirgends schleichen streunende Hunde durch die Gegend,

nirgends liegen abgefackelte und verrostete Autos im Straßengraben,

nirgends gibt es brachliegende Felder.

Eine gepflegte, friedliche und reiche Landschaft mit strebsamen, friedlichen und fleißigen Menschen gleitet an unseren Zugfenstern vorbei.

Viele Menschen da draußen in der gepflegten, friedlichen und reichen Landschaft wissen nicht wie gut es ihnen in Mitteleuropa geht,

viele Menschen da draußen in der gepflegten, friedlichen und reichen Landschaft wissen nicht wie glücklich sie sich schätzen können in Mitteleuropa geboren zu sein.

Die Menschen hier in Mitteleuropa die haben alle so viel, sei es Frieden, politische Stabilität oder Geld, all das ist hier in Mitteleuropa selbstverständlich geworden. Doch viele Menschen wissen das viele so wenig zu schätzen, viele Menschen jammern auf hohem Niveau.

Im Wagon liegt eine Zeitung, wir erfahren daß in Südamerika einer unserer  Freunde 100-jährig verstorben ist. „Lonesome Georg“, der einsamen Georg, der wohl bekannteste Riesenschildkrötenbulle auf Galapagos. Im Jänner 2011 haben wir ihn besucht und ein paar Worte mit ihm geplaudert, jetzt lebt er nicht mehr, hier die Todesanzeige.

Was steht da noch so alles in dieser Zeitung:

„In Frankreich muß man ab 1. Juli beim Autofahren ein unbenutztes Alkoholtestgerät mitführen!“ Da brauchen wir uns über den Leichensack in Argentinien nicht mehr aufzuregen.

„Ein Jogger ist bei einem Bienenstock vorbeigejoggt, er wurde von einer fleißigen Biene gestochen. Der Jogger hat den Bieneneigentümer auf Schmerzensgeld verklagt!“. Da brauchen sich die Menschen nicht wundern daß immer mehr Grundstückseigentümer Fahr-, Reit-, Wander- und Betretungsverbote aufstellen.

Ganz egal was passiert, ein Schuldiger muß her, niemand sucht die Schuld bei sich selbst. Die Gesellschaft in Europa wird immer kranker, vielen Menschen brennt die Sicherung durch, „burn-out“.

Entschuldigung, ich habe nur geträumt, wo sind wir eigentlich, wir sitzen im Zug von Deutschland nach Österreich, Passau, Grenze Deutschland Österreich. Unser Handy klingelt das erste mal seit 2 Jahren wieder, unser verlorenes Gepäckstück ist bereits in Linz, das Gepäck hat uns in der Luft überholt, es wird per Boten gerade zugestellt.

Linz, Hauptbahnhof, mit 50 -130 km/h geht es mit Jürgen, unserem Mieter, in unser Haus.

Unser verlorengegangenes Gepäckstück ist bereits da, es hat uns auf der Heimreise überholt, Glück gehabt, wir haben es nicht schleppen müssen.

Ein Rundgang durch Haus und Garten, schön aber irgendwie komisch nach 22 Monaten unterwegs wieder zu Hause zu sein.

Hatten unsere Mieter Karin und Jürgen vor 2 Jahren während unseres Heimaturlaubes geheiratet so haben sie in den 2 Jahren unserer Abwesenheit was mit Hand und Fuß gemacht, den kleinen Michael.

Wir sind zwar nie Eltern geworden, jetzt sind wir für 2 Monate Leihoma und Leihopa, eigenartig wie das Leben oft so spielt.