Von Santiago de Chile auf die Osterinsel

"Genieße den Augenblick, denn er ist das Leben!"

Samstag, 21. Dezember 2013, Südamerika, Santiago de Chile, 4h morgens.

Ein vorbestellter Kleinbusservice bringt uns vom ruhigen Garten am Stadtrand

die knappen 40 Kilometer zum Flughafen, 6800,- Chilepesos pro Person, das sind umgerechnet knappe € 10,-, da wollen wir mal nicht klagen.

Einchecken kann oder muß man bei fast allen Flügen bereits vorher im Internet oder am Flughafen selbst,

wir geben unser Gepäck ab, Abflug ist um 9.

Unseren Flug haben wir über Internet bei LAN-Chile gebucht, eine andere Fluglinie fliegt sowieso nicht an unser Ziel. Hatten wir Preise von Reisenden die für diesen Flug vor 5 Jahren um die € 700,- bezahlt haben so bezahlen wir 2013 nur € 380,-, ein Schnäppchen.

Mit 761 km/h bei -47°C Außentemperatur und auf 10224m Seehöhe

fliegen wir westwärts, die Sonne sitzt uns dicht im Nacken.

Irgendwann setzt diese überholen an und verschwindet in einer dicken Wolkenschicht vor uns.

Nach knapp 5 Stunden Flug über dem Pazifik taucht plötzlich unter uns die gesuchte Stecknadel im Heuhaufen auf, eine kleine Insel.

 

Ein kleines, winddurchwehtes Stück Land mit dem Namen Osterinsel bezaubert bis heute eine neugierige Welt und das lange nach seiner Entdeckung am Ostersonntag 1722 durch die holländische Westindien-Kompanie.

Osterinsel heißt sie auf Deutsch, Isla de Pascua sagen die Spanier, Rapa Nui sagen die Polynesier und Te Pito Te Henua, Nabel der Welt, nannte die Urbevölkerung ihre Insel.

Ob nun in der Literatur, in Reiseführern oder im allgemeinen Sprachgebrauch. Immer wieder kann man im Zusammenhang mit der Osterinsel auch von den Osterinseln lesen oder hören. Dabei gibt es, wenn man von bewohnten Inseln ausgeht, überhaupt keine Osterinseln, also Mehrzahl, sondern nur die einzige bewohnte Osterinsel "Rapanui". Bei den anderen "Inseln", die zu den Osterinseln zählen, handelt es sich um unbewohnte Felsplateaus mit Größen von 3,6 bis 0,1 Hektar.

Mit Ausnahme der großen Hauptinsel Rapanui sind die „Osterinseln“ also lediglich von Vögeln bewohnt.

Umgeben von der Weite des Pazifischen Ozeans ist die Osterinsel die abgelegenste bewohnte Insel der Erde. Das nächstgelegene bewohnte Eiland ist Pitcairn in einer Entfernung von 2078 Kilometern. Der Hauptort Hanga Roa ist 3833 km von der chilenischen Küste und 4251 km von Tahiti entfernt.

Die Isla de Pascua gehört politisch zu Chile, geographisch jedoch zu Polynesien.

Die Osterinsel hat etwa die Form eines rechtwinkligen Dreiecks mit einer maximalen Länge von 24 km, einer maximalen Breite von 13 km und einer Fläche von 162 km².

Bevor wir landen etwas Geschichte, zur Einstimmung auf das was da unten auf uns wartet:

Von früheren Siedlern als Nabel der Welt bezeichnet ist die Osterinsel ein altes großes Freiluftmuseum für Naturgeschichte und sie ist Heimat wertvollster archäologischer Schätze.

Heute wird sie meistens mit den berühmten Moai identifiziert, den mehr als 600 unheimlichen länglichen Steinfiguren, die augenlos auf den entfernten Horizont starren. Viele Moai sind 9 bis 15 m hoch und wiegen bis zu 250 Tonnen. Sie wurden aus vulkanischem Tuff der Insel gehauen, kilometerweit transportiert und dann auf großen, Ahu genannten Steinaltären errichtet. Vermutlich stammen sie aus der Zeit vom 9. bis zum 17. Jahrhundert.

Wurden sie von den Polynesiern geplant und hergestellt, die als Erste um 500 n. Chr. hier landeten, oder von präinkaischen Steinmetzen aus Peru?

Die Antwort darauf steht noch aus.

 

Der erste Europäer, der die Osterinsel sah, war vermutlich der Pirat Edward Davis, der mit seinem Schiff 1687 von den Galápagos-Inseln kommend Kap Horn umsegeln wollte. Er sichtete die Insel eher zufällig und glaubte, den sagenhaften Südkontinent gefunden zu haben, landete jedoch nicht.

 

Ihren heutigen Namen erhielt die Osterinsel von dem Niederländer Jakob Roggeveen, der im Auftrag der Westindischen Handelskompanie am Ostersonntag, dem 5. April 1722 mit drei Schiffen dort landete. Er nannte sie Paasch-Eyland, Osterinsel, nach dem Tag der Entdeckung.

 

Laut Forschern wurde Rapa Nui ungefähr um 500 n. Chr. das erste Mal besiedelt. Die Experten sind sich bis heute jedoch nicht einig, woher die ersten Siedler kamen. Manche vermuten aus Polynesien, andere sind sich sicher, daß die ersten Menschen auf der Insel aus den Anden in Südamerika kamen. Zur Zeit dieser ersten Besiedlung wurden auch die ersten Moai, wie die riesigen Statuen und Skulpturen von den Rapa Nui genannt werden, auf kleinen oder großen Terrassen aufgestellt.

 

Forscher gehen davon aus, daß um das Jahr 1680 herum Kämpfe zwischen den rivalisierenden Ureinwohnern stattfanden und viele der großen Statuen zerstört und umgestoßen wurden. Doch was genau passierte, ist bis heute nicht nachgewiesen.

 

Man schätzt, daß die Osterinsel zur Zeit der Kulturblüte im 16. und 17. Jahrhundert etwa 10000 Einwohner hatte. Als Folge der vom Menschen ausgelösten ökologischen Katastrophe, der Nahrungsknappheit und kriegerischer Auseinandersetzungen reduzierte sich diese Zahl auf etwa 2000 bis 3000 vor Ankunft der Europäer.

Die von den europäischen Entdeckern eingeschleppten Krankheiten wie Grippe und Syphilis bewirkten einen stetigen Bevölkerungsrückgang auf der Osterinsel. Ein besonders dunkles Kapitel sind die Raubzüge peruanischer Sklavenhändler in den Jahren 1859 bis 1861, die vermutlich mehr als 1500 Insulaner als Zwangsarbeiter zum Guano-Abbau auf die Chincha-Inseln vor Peru verschleppten. Dies und die Verbreitung der Pocken durch die wenigen Rückkehrer führten zu einem weiteren dramatischen Bevölkerungsrückgang.

 

1866 kam der Franzose Dutroux-Bornier, ein ehemaliger französischer Offizier, der nach dem Krimkrieg nach Tahiti übersiedelt war, mit seinem britisch-tahitischen Geschäftspartner Brander auf die Osterinsel. In den folgenden Jahren übernahm die Firma umfangreiche Ländereien von den Häuptlingen. Bornier ließ sich auf der Insel nieder und errichtete eine Schreckensherrschaft. Er vertrieb die Insulaner aus ihren Siedlungen und wies ihnen ein nur kleines Gebiet an der Westküste zu, während der Rest der Insel als Weide für Schafe und Rinder genutzt wurde. Das Betreten dieses Teils war den Rapanui unter Androhung von Strafe verboten. Als die Verhältnisse schließlich unerträglich wurden ermordeten die Insulaner 1876 den Despoten Bornier, ein Jahr später starb Brander eines natürlichen Todes. Die Insel blieb nach einem längeren Rechtsstreit der Erben vor französischen Gerichten im Besitz der Familie Brander.

1877 lebten nur noch 111 Personen auf der Insel. Danach erholte sich die Bevölkerung langsam.

1888 annektierte Chile die Insel weil es glaubte sie sei als Marinestützpunkt und Versorgungsbasis von strategischem Wert. In diesem Jahr wurden 178 Einwohner gezählt. Erst in den 1950er Jahren besserten sich die Lebensumstände und auch die Einwohnerzahl nahm zu.

 

Bis zum Jahre 1967 herrschte auf der Insel das chilenische Kriegsrecht. Die Bewohner der Insel unterstanden einer restriktiven militärischen Verwaltung mit einem von Chile eingesetzten Militärgouverneur an der Spitze. Obwohl chilenische Staatsbürger, hatten die Insulaner kein Anrecht auf einen chilenischen Paß und durften die Osterinsel nicht verlassen. Eigenständige, demokratische Strukturen in der lokalen Verwaltung wurden erst Ende der 1960er Jahre zugelassen.

 

1967 errichtete das US-Militär am Rano Kao eine geheime Abhörstation. Mit ihr kamen amerikanische Militärangehörige auf die Insel, die für einen kleinen wirtschaftlichen Aufschwung sorgten. Unter der Regierung Allende wurde die Basis wieder aufgegeben.

Die stufenweise Entwicklung zur Eigenständigkeit der Osterinsel begann mit dem chilenischen Diktator Augusto Pinochet. Pinochet hatte ein besonderes Wohlwollen für die Osterinsel entwickelt. Er war 1974 der erste chilenische Präsident, der die Insel besuchte und er kehrte zweimal, 1980 und 1987, zurück.

 

1994 wurde die Osterinsel durch den Film Rapa Nui, Rebellion im Paradies, produziert u. a. von Hollywood-Star Kevin Costner, weltweit in die öffentliche Aufmerksamkeit gerückt. Der Film zeigt, eingebettet in viele Landschaftsaufnahmen der Insel, in spielfilmtypisch dramatischer Zuspitzung die Errichtung der Moai, die Eingriffe der Menschen in die Natur und die damit verbundenen negativen Folgen.

 

Heute hat die Osterinsel, nach einer Zählung aus dem Jahr 2002, 3791 Einwohner. Im Jahre 1988 waren es auf der Osterinsel lediglich 1938 gewesen. Die erhebliche Zunahme innerhalb weniger Jahre beruht hauptsächlich auf der Zuwanderung vom chilenischen Festland. Die Folge davon ist, daß sich die demografische Zusammensetzung der Bevölkerung zu Lasten der polynesischen Ureinwohner, der Rapanui, verändert. 1982 waren 70 Prozent der Einwohner Rapanui, im Jahre 2002 betrug ihr Anteil nur noch 60 Prozent.

Die Bevölkerungsdichte auf der Osterinsel beträgt nur 23 Einwohner pro km², zum Vergleich Deutschland 230, Schweiz 180.

 

Die weltbekannten, kolossalen Steinstatuen der Osterinsel werden Moai genannt. Pater Sebastian Englert numerierte und katalogisierte 638 Statuen,

vermutlich waren es jedoch ursprünglich über 1000. Trotz umfangreicher Forschungen ist ihr eigentlicher Zweck und die genaue Zeit ihrer Errichtung unter den Experten immer noch umstritten. Man geht heute davon aus, daß sie berühmte Häuptlinge oder allseits verehrte Ahnen darstellen, die als Bindeglied zwischen diesseitiger und jenseitiger Welt fungierten. Ausgrabungen zeigten, daß zahlreiche Köpfe der Steinstatuen, welche in der Erde eingelassen sind, über einen Körper verfügen, der Jahrhunderte lang unter der Erde begraben war.

 

Rapa Nui erreicht man per Flugzeug ab Chile. Den Flugplatz Mataveri gibt es noch nicht lange. Das erste Flugzeug landete in den 1950er Jahren auf einem notdürftig hergerichteten Grasstreifen bei Mataveri. In den 1960er Jahren erkannte Chile die Bedeutung der Osterinsel als Zwischenstation in einem transpazifischen Luftnetzwerk, nicht zuletzt unter militärischen Gesichtspunkten.

Als der Flughafen Mataveri 1984 von der NASA als Notlandeplatz für fehlgeleitete Raumfähren ausgebaut wurde, konnten dort auch Passagierflugzeuge landen. Dank NASA besitzt die Osterinsel die größte und längste Flug-Landebahn Südamerikas.

Genug an Geschichte, genug an Einstimmung auf das was da unten auf uns wartet, wir setzen zur Landung an.

Ein richtiges Flughafengebäude wie man es von anderen Flugplätzen her kennt besitzt dieser Flughafen nicht.

Man läuft zu Fuß von der Rollbahn zur Gepäcksausgabe,

jede Frau bekommt eine Blume ins Haar gesteckt. Gleichzeitig wird man zu Kasse gebeten, in einem Büro der Nationalparkverwaltung kann man eine Eintrittskarte für all die Sehenswürdigkeiten der Insel kaufen, wegen dieser Sehenswürdigkeiten sind alle hier, gut € 40,- pro Person.

Der Flughafen Mantavari liegt direkt neben der Stadt Hanga Roa welche die einzige Stadt auf Rapa Nui und auch gleichzeitig die Hauptstadt ist, hier leben etwa 2700 der Inseleinwohner.

Auf Richtung Unterkunft, um den Preis unserer Unterkunft hatten wir geglaubt wir müssen mit dem Taxi fahren. Nein, wir werden vom Sohn der Besitzerin vom Flughafen abgeholt, wir werden am Flughafen mit einem Blumenkranz begrüßt. Sebastian spricht sogar Deutsch, er hat einige Zeit in Deutschland gelebt.